„Ordnung! Kontrolle! Sicherheit!“ – Das sind Sehnsüchte, die viele Menschen fühlen. Genau deshalb finden autoritäre Persönlichkeitsstrukturen bei der AfD fruchtbaren Boden.


1. Was bedeutet „autoritäre Persönlichkeit“?

Adorno et al. (1950) prägten den Begriff der Autoritären Persönlichkeit, gemessen etwa mit der F‑Skala, und identifizierten Merkmale wie Unterwürfigkeit gegenüber Autoritäten, Aggression gegenüber Abweichlern und rigiden Konventionalismus Wikipedia+1Wikipedia+1. Dabei stellt sich heraus: Es handelt sich nicht nur um politische Haltung, sondern tief psychologisch verankerte Muster.

Robert Altemeyer baute darauf mit dem Konzept Right‑Wing Authoritarianism (RWA) auf – bestehend aus Unterordnung, Aggressivität und Festhalten an Konventionen SSRN+2Wikipedia+2OUCI+2.


2. Deprivation + autoritäre Persönlichkeit = AfD

Eine aktuelle SSRN‑Studie (N = 503) von Walther et al. (2025) bestätigt: Individuelle Benachteiligung wirkt sich besonders stark auf Menschen mit hoher RWA‑Neigung aus – und steigert ihre Sympathie mit der AfD SSRN+2SSRN+2Tandfonline+2. Die Autor:innen folgern:

„We hypothesized that far‑right parties are particularly attractive for deprived individuals showing an authoritarian personality.“ SSRN

Das bedeutet konkret: Wer sich sozial, ökonomisch oder kulturell marginalisiert fühlt und ohnehin eine autoritäre Grundhaltung mitbringt, findet in der AfD Orientierung und Gemeinschaft.


3. Der Angst-Regelkreis: Bedrohung → Autoritarismus → Hinwendung

Karen Stenner ergänzt: Autoritarismus ist eine Reaktion auf wahrgenommene Bedrohung, nicht nur ein Persönlichkeitsmerkmal Wikipedia+1LSE Blogs+1. In Zeiten von Globalisierung, Migration oder ökonomischer Unsicherheit suchen Menschen Orientierung – Autoritäre Ideologien wie die AfD versprechen genau das: klare Grenzen, Einfachheit, Sicherheit. Diese Dynamik wird durch die SSRN‑Studie empirisch untermauert.


4. Was heißt das für politische Kommunikation?

  • Menschen mit hohen RWA-Werten reagieren empfindlich auf diffuse oder widersprüchliche Botschaften .

  • Ein rein rationaler Diskurs (Fakten+Argumente) ist oft wirkungslos – weil er das Sicherheitsbedürfnis nicht anspricht.

  • Stattdessen wirken Narrative, die Sicherheit und Klarheit vermitteln, sowie empathische Ansprache, die unsicherheitsbezogene Ängste thematisiert.


5. Handlungsempfehlungen für Politik, Zivilgesellschaft & Dialog

Nr. Ansatz Ziel
1 Bedürfnis nach Sicherheit adressieren Vertrauen schaffen, bevor man ins Diskutieren geht
2 Narrative nutzen, die Komplexität erklären, aber Sicherheit bieten Beispiel: „Wir gestalten Ordnung gemeinsam“
3 Emotionale Nähe herstellen, z. B. durch Geschichten oder lebendige Beispiele Rationalität + Empathie = wirksame Kommunikation
4 Keine moralische Überlegenheit demonstrieren, sondern respektvolle Gesprächsführung Sonst entsteht Reaktanz – und Rückzug in die eigenen Filterblasen

🔖 Wichtige Quellen


💡 Fazit

Die Attraktivität der AfD bei bestimmten Personen ist kein Zufall, sondern tief im Menschen verankert: Unsicherheit trifft auf autoritäre Strukturen. Wer politische Kommunikation ernst meint, muss daher anfangen, Sicherheit zu bieten, Nähe aufzubauen und empathisch zu argumentieren – nicht nur Fakten zu wiederholen.